Abb.2. Müdigkeit kostet 49'
Abb.3. Umlegen der Routenwahl kostet 20'
Abb.4. Step by Step lesen kostet 50'
Abb.5. In der Gruppe (retrospektiv) laufen kostet 41'
Flaues Echo
Zugegeben: Vor einem Jahr dachte ich, AMRD würde die technisch-mentale Arbeit im Orientierunglauf revolutionieren. Der grosse Durchbruch ist bislang ausgeblieben.
Intressant, aber eine Spielerei und nicht ergiebig.
Ich war dort einfach müde.Zwei Athletenfeedbacks.
Ein paar Hypothesen dazu
a) Karte lesen macht man einfach. Es wird von Grund auf nicht reflektiert und thematisiert. Wie, wann und was jemand liest wird als gegeben und unverrückbar angesehen.+ AMRD berührt damit eine zu fundamentale Ebene.++
b) Es ist ungewöhnlich 'in Kartenkontakten zu denken' und mentale Konzepte fokussieren dem entsprechend nicht auf Timing und 'Ökonomie der Kartenkontakte'.+++
c) Spitzenläufer haben eigentlich keine Zeit für fundamentale Überlegungen. Zugleich sind ihre bestehenden Konzepte schon so erfolgreich, dass kein Handlungsbedarf vorherrscht.
d) Die Handhabung der Methode ist zu kompliziert und erfordert Know-How. Die Resultate der Methode werden als unzuverlässig angesehen.++++
Andere Erklärungsansätze? Mikee? Jan? Baptiste? Thierry?
Ein paar Bemerkungen dazu:
+ Betrachtet man die unterschiedlichen Lesemuster im Schweizer Nationalkader, so fällt auf, dass die 'Sprinter' Hubmann (Abb.1.) und M.Kyburz auch auf der Langdistanz kaum längere Kartenkontakte zeigen. Möglicherweise sind sie im Unterschied zu anderen gewohnt, 'The Big Picture' zu sehen und/oder sie können schnell an-und absetzen. Beides ist u.U. trainierbar.
++ Es fällt mir immer wieder auf, wie Trainingsformen immer nur das Orientieren an sich thematisieren. Als Beispiel ein Training von Pavlo Ushkvarok im Gyllbergen
+++ Ich vermute, dass St.Thierry da nahe dran ist. Hierzu ein Zitat von Matthias Müller:
Im Nachhinein gesehen, war ich am Start nicht richtig locker, ich wollte mit der Brechstange laufen, nahm mir nicht genug Zeit fürs Orientieren und machte dementsprechend viele Fehler. Bei 5 30s, bei 7 fast zwei Minuten und bei 9 nochmal Eine! So kam es, dass mich am neunten Posten Thierry, der spätere überlegene Sieger, einholte. Ich wollte natürlich dranbleiben und von seinem hohen Tempo profitieren! Lustigerweise hatte ich ab da nie das Gefühl, total überfordert zu sein. Weder physisch noch technisch musste ich je abreissen lassen und hatte immer alles im Griff.++++ Siehe dazu die Arbeit von Hans Jørgen Kvåle og Kim André Sveen: Hjelpemidler for O-teknisk analyse
5 Kommentare:
Ich sehe immernoch viel Potensial:) Es muss nuch einfach sein die Daten zu Analysieren, und die Analyze muss "gleich" nach dem training dort sein. Zusammen mit GPS-data wird es dann Wertvoll sein.
All of the above...
Mit AMRD alleine ist kurzfristig nichts zu lernen, es braucht die Bereitschaft sich eingehend mit dem Kartelesen zu beschäftigen. Dazu braucht es
1) einen interessierten Athleten und/oder Betreuer/Trainer
2) Zeit und Ausdauer
3) jemanden der die Technologie beherrscht
zu 1) das Interesse ist vorhanden, Einzelinteressenten wenden die Technologie ja auch an. Für Betreuer/Trainer wird der Aufwand jedoch sehr schnell gross, wenn mehrere Athleten betreut werden sollen - neben all den anderen Aufgaben zu viel.
zu 2) wir sind immer noch im Jahr Eins von AMRD, zudem war die Technologie erst gegen den Frühling verfügbar, zu Spät für diese Saison und für längerfristige überlegungen, dein Punkt c) spielt hier rein
zu 3) wenn das nicht der Athlet oder der Betreuer ist wird es schwierig, siehe auch Punkt 1). Hinzu kommt dein Punkt d), die Technologie ist für nicht Technophile noch zu kompliziert
Was meiner Ansicht noch nicht ausgereizt ist, sind statistische Quervergeliche. Kann man beim Quervergleich "erfolgreiche" von "weniger erfolgreichen" Lesestrategien unterscheiden? Das könnte dann zu Trainingsempfehlungen an Athleten (ohne AMRD) führen. Ich möchte im nächsten Jahr hier meinen Schwerpunkt setzen.
Weitere Ergänzungen zu den Möglichkeiten:
- AMRD greift im besten Fall vor. Durch verbessern viel fundamentalerer Probleme lässt sich bedeutend mehr Zeit gewinnen. Oder anders gesagt: Erst wenn alles Grundsätzlichere korrigiert ist, dann kann man mit AMRD arbeiten.
Erklärung: Das Problem liegt meines Erachtens kaum je in der Kartenlesezeit an sich, sondern darin, WAS in dieser Zeit gelesen wird und wie diese Information umgesetzt wird. Genau DAS zu analysieren, dabei hilft AMRD nicht.
(Erklärung: Viele Athleten scheinen kein, oder nur ein rudimentäres oder unbewusstes orientierungstechnisches Konzept zu haben. Anders sind gewisse "Wettkampfanalysen", wie sie im Internet veröffentlicht werden, nicht zu erklären (Prinzip: "Den 3. Posten hab ich gut gefunden, aber dann bin ich zum 4. zu weit gerannt...; Wirklich Niveau Elite? Oder Geheimhaltung?
Anders sind auch die absolut konzeptlosen, flatterhaften Routen einiger Frankreich-WM-Fahrer nicht zu erklären)
- Wie von Mikee erwähnt: Das "AMRD-Ideal", bzw. "-Optimum" ist unbekannt
- Falls ich ein präzises Konzept habe, so wird mir die Kartenlesezeit nur noch vom Gelände aufgedrängt. Über unebenem Gelände werden die Kontakte kürzer, auf Strassen eher länger. Ich kann somit die Lesezeit nicht mehr aktiv bestimmen.
- Aus eigener Erfahrung (wissenschaftlich weiss ich´s nicht), bringen mehrmalige Kurzkontakte mit "Informations-verarbeitungszeit" dazwischen mehr, als längerdauerndes Karten"betrachten". Das zu zeigen, dafür brauchts wiederum kein AMRD.
- Ich sehe den Sinn von AMRD höchstens in folgendem: Vorausgesetzt, ich habe
A) ein optimales orientierungstechnisches Konzept
und Vorausgesetzt ich kenne
B) mein persönliches AMRD-Ideal für einen bestimmten Geländetyp, dann, und nur dann, kann ich am Wettkampf "XY" mittels AMRD objektivieren, ob ich mich an mein "AMRD-Ideal" gehalten habe, bzw. ob Fehler auf das Nicht-Einhalten des AMRD-Ideals zurückzuführen sind. Dadurch verspräche ich mir im Sprintbereich allenfalls vereinzelte Sekunden.
Bevor die Bedingungen A und B nicht erfüllt sind, ist AMRD meines Erachtens eine unnötige, zeitraubende Spielerei.
(Ganz abgesehen davon, dass von einigen Athleten offenbar immer noch etwa 50% von dem Volumen physisch trainiert wird, was von einem Eliteathleten erwartet werden darf...)
@Mikee: 1) Die Initiative der Athleten, sich die Methode anzueignen ist momentan wohl der Knackpunkt.
2) Ich habe an den Testläufen der Schweizer Ende Juni in Annecy die Top4 der Herren (Langdistanz) und die Top1 der Damen plus zwei Talente untersuchen dürfen. Die Lesemuster sind sehr unterschiedlich. Zur Illustration die Gesamtlesezeiten Merz 59%, Kyburz 44%, Hubmann 27%, Rollier 55%, Friederich 64%, Aebi 36%. [Merz und Friederich halten die Hand oben, wenn sie Sequenzen lesen]. Alle laufen auf Weltklasseniveau... Auf den ersten Blick ist kein prototypisches Muster erkennbar. Hingegen lässt sich die Entstehung von Zeitverlusten verschiedener Art recht schön beobachten.
@Roger: AMRD kann u.U. bereits zur Entwicklung einer allgemeinen und persönlichen 'Kartenleseökonmie' eingesetzt werden d.h. Athleten können Konzepte testen und haben dabei ein objektives Feedback zur Seite. Wo kostet Kartenlesen Zeit? Wo kostet Kartenlesen keine Zeit? Wo spart Kartenlesen Zeit? und schliesslich: Wo spart Kartenlesen zeit, obwohl es Zeit kostet? Ich kann mir vorstellen damit auf spielerische Art auf Regiokaderstufe anzufangen.
I'm sure that there is a lot of stuff to learn when comparing map reading characteristics of different runners, and relating it to which terrain types/orienteering technical challenges they are good at/bad at. With good analysis tools for working with groups of runners (N ~ 10), trends & statistics over a number of trainings/competitions in different terrains should surely give very useful information for some of the runners. Although I can not guarantee up front that it will give something for runner X (who might be the reigning world champion), it will give something for runner Y and Z to improve their technique.
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