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Freitag, 17. Mai 2013

AMRD: St.Thierrys Map Reading Frequence

At the beginning, I think you have to force you to have a glimpse at your compass about every 3-5 times you look at your map, meaning you don’t spend more than 20-30 seconds without looking at your compass.
Thierry Gueorgiou

[Das ergibt eine Kartenkontakt-Frequenz von 4 -10 Sekunden]

Sonntag, 19. August 2012

Langes Vorladen mit Matthias Merz

Matthias Merz Beschreibung seines WM Laufes über die Langdistanz 2012 ist aus der Perspektive von Timing und Flow des Kartelesens interessant.

Schlüsselszenen

Merz beschreibt in erster Linie die Entstehung seiner Fehler und Zeitverluste und alle hängen gewisserweise mit dem prospektiven Lesen zusammen.

In der Anfangsphase verliert er einmal ganz (Posten 1) und einmal fast den Bodenkontakt (Posten 6), weil er vorlädt (Overreading; s.a. hier und hier). Der Zeitverlust beim ersten Fehler beträgt insgesamt wohl 55 sekunden, nimmt man die Unsicherheit zum 2 Posten als Folgefehler (gestörte Vorbereitung) dazu. Der zweite Fehler ist dagegen mit 13 Sekunden relativ klein.

Dann im Mittelteil folgt eine kleine Fehlerkaskade:
Beim kurzen Verschieber zu Posten 11 kam ich etwas weit rechts, sah dann aber die Kamera. Dort entschied ich mich kurzerhand, die vorbereitete Route links über den Weg nicht zu laufen und stattdessen alles quer zu gehen. Ein schlechter Entscheid. Ich setzte die Route nicht optimal um und verlor wertvolle Sekunden. Dazu kam, dass ich die Teilstrecke zu 14 nicht vorbereiten konnte und deshalb zu 13 schon Zeit investieren musste. Auch zu 14 änderte ich meine Meinung. Schon viel früher im Wettkampf hatte ich diese Teilstrecke kurz angeschaut und mich für den Weg östlich des Striches entschieden. Beim Posten hatte ich dann aber nicht den Mut dazu und wollte näher an der direkten Linie bleiben. Schlecht umgesetzt wurde der Weg dann doch etwas länger.
Hier sammeln sich die Zeitverluste. Posten 11: 8s, 12: 20s, 13: 20s, 14: 53s. (Gemäss Analyse der GPS Daten durch Jan Kocbach aka worldofo.com). Schön zu sehen, wie Merz nach einem an sich unnötigen Abreisser bei Posten 11 in einen Rückstand gerät, der sich bis zum 14 Posten negativ auswirkt.

Ebenfalls wird schön lesbar, dass Merz sehr weit vorausliest, Routen erwägt und wiedererwägt und dass er auch seine Meinung ändert.

Kleiner Exkurs

In einer Untersuchung mit AMRD, die ich letztes Jahr mit dem Schweizer Nationalkader gemacht habe, hat sich  das aus Merz Lesestil resultierende Kartenlese-Muster aufgezeichnet. Es ist geprägt, durch die langen Kartenkontakte des Vorladens (hier rot).

Abb.1. Ausschnitt Testlauf Lang WOC 11, Kartenkontakte Matthias Merz (grün=kurz, rot=10 S und länger). Es ist schön zu sehen, wie Matthias, sobald er den Weg am unteren Kartenrand erreicht hat, intensiv vorlädt.

Vergleicht man ihn mit z.B. 'Sprinter' Daniel Hubmann (Abb.2.), der dagegen ausgesprochen wenig/kurz liesst, so kommen grosse Unterschiede zutage. Anlässlich des  erwähnten WOC11-Testlaufs oberhalb Annecy kommen so auf eine Laufzeit von etwas über 95 Minuten 59 Minuten Karte lesen für Merz und nur 27 für Hubmann zusammen. Dabei machen allein die unterschiedlichen Anteile der Kartenkontakte über zehn Sekunden Dauer den Unterschied (Hubmann total 5.5 Minuten, Merz total 39 Minuten). Die Charakteristik bezüglich den kurzen Kontakten ist für beide Athleten sehr ähnlich.


,
Abb.2. Ausschnitt Testlauf Lang WOC 11, Kartenkontakte Daniel Hubmann (grün=kurz, rot=10 S und länger)

Man sieht, dass Merz praktisch jede Gelegenheit zum ungestörten Kartenkontakt wahrnimmt, während Hubmanns Lesestil geradezu minimalistisch erscheint. Matthias ist dabei bekanntlich nicht langsamer.

Vorladen als Fehlerquelle

Aus den Situationen, die Matthias beschreibt, können wir ein paar Weisheiten ziehen:
  • Ein Vorladen 'soweit wie möglich' birgt die Gefahr des overreading. Lösungsansätze sind:
    • Eine klare Ausstiegsbedingung zu Beginn des Vorladens (z.B. bis kurz vor der Kreuzung)
    • Stückweises Vorrauslesen das immer wieder durch einen 'Bodenkontakt' unterbrochen wird
    • Eine Begrenzung des Vorladeraums (z.B. auf drei Posten).
  • Besonders das allzuweite vorladen in der frühen Rennphase ist kritisch zu sehen. Läuft man doch dabei Gefahr Routenwahlen zu fällen, welche der späteren Situation (z.B. nach einer Adaptation an Karte und Gelände) nicht entsprechen.
  • Dagegen sollen Routenwahlentscheide zeitnah zur Umsetzung gefällt und i.R. nicht mehr umgelegt werden.
oder um es mit Marc Lauenstein zu sagen:
Je weniger ich vorrauslese, desto weniger Fehler mache ich.
Marc Lauenstein (mündl.)

Montag, 16. Januar 2012

Flow - Kompetenz [Übungen mit AMRD]

Flow Kompetenz
  1. Ein guter Rythmus ist entscheidend für einen flüssigen schnellen fehlerfreien Wettkampf.
    So kam es, dass mich am neunten Posten Thierry, der spätere überlegene Sieger, einholte. Ich wollte natürlich dranbleiben und von seinem hohen Tempo profitieren! Lustigerweise hatte ich ab da nie das Gefühl, total überfordert zu sein. Weder physisch noch technisch musste ich je abreissen lassen und hatte immer alles im Griff.
    Matthias Müller, Mittel Final 2011.
  2. Es gibt verschiedene Faktoren die einen guten Ryhtmus erschweren in erster Linie das Gelände das mit wechselnder Belaufbarkeit einen dem Orientierungsläufer einen anderen Rythmus aufzuzwingen versucht.
    Falls ich kein präzises Konzept habe, so wird mir die Kartenlesezeit nur noch vom Gelände aufgedrängt. Über unebenem Gelände werden die Kontakte kürzer, auf Strassen eher länger. Ich kann somit die Lesezeit nicht mehr aktiv bestimmen.
    Roger Vogel
  3. Dann die Bahn selber, die mit Posten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit Rhytmuswechsel verlangt
  4. Ein möglicher dritter Faktor zuungunsten kann ein ungeeingnetes Konzept sein (z.B. Kartelesen macht langsam)
  5. Die Kunst ist es nun, in jedem Gelände den eigenen Rhytmus zu finden bzw. diesen auszulösen.
    Zu Posten zwei konnte ich anfänglich die Richtung nicht gut halten und lief weiter rechts als geplant. Auf die aufkommende Hektik reagierte ich aber sogleich, investierte etwas mehr Zeit in die Karte und fand meinen Rhythmus wieder.
    Matthias Merz, Long Quali 2007.
  6. Richtig. Der Orientierungsläufer ist idealerweise fähig, einen schlechten Rythmus/Fluss zu erkennen UND zu korrigieren. Ich nenne diese Fähigkeit neudeutsch Flow Kompetenz.
In jedem Training ein Block Flow Kompetenz
In den letzten Jahren sind Multi-Technik-Trainings beliebt (Bsp. Ushkvarok Gyllbergen). Eigentlich sollte in jedem solchen Training ein Flow-Block drin integriert sein.

Übung
Die Übung ist denkbar einfach. Sie besteht aus einem normalen OL Training für erste mit relativ einfacher, regelmässiger Bahn in einfachem Gelände. Später soll das Gelände und die Bahn sukkzessive schwieriger werden. Für einmal liegt der Fokus nicht auf dem eigentlichen orientieren, sondern auf verschiedenen Kartelesekonzepten. Alle sechs Posten gibt sich der Läufer ein neues Konzept und führt dieses aus. Dabei sollen die unterschiedlichen Konzepte auf ihre Flow-Qualität erforscht werden. Es werden gezielt auch schlechte Konzepte vorgegeben.

Ziel der Übung
Dies soll mittelfristig dazu führen, dass der/die AthletIN ein vertieftes Verständnis für schnelle und langsame Konzepte, sowie selbstgewählte und aufgezwungene Muster entwickelt und dass er/sie langsame Muster im Wettkampf wiedererkennt und diese sofort ein schnelles Muster zu drehen vermag.

Im Beispiel wird ein Konzept über eine Schlaufe aufrechterhalten. Ein kurzer Überlauf dient der Umstellung. Der Einsatz von AMRD dient der Selbstprüfung der Umsetzung der Konzeptaufgaben.

Konzeptaufgaben
z.B.
  • Lies nur innerhalb oder nur ausserhalb des Postenraumkreises.
  • Lese so wenig/viel wie möglich
  • Lese oft aber sehr kurz
  • Lese immer einen Moment länger als du normalerweise tust
  • Lese immer nur den nächsten Schritt (next)
  • Lese immer die nächsten zwei Schritte (next, und dann)
  • Lese nur auf Wegen
  • Lese nur in schlecht belaufbarem Gelände
  • Lese nur im ersten Drittel eines Postens
  • Renne die ersten 250 Schritte des Postens unvorbereitet, blind nach Kompass, ohne Karte zu lesen
  • Lese alle 30s/alle 100 Schritte einmal
  • Lerne jeweils den nächsten Posten auswendig
  • Lese nur noch nicht sichtbare Objekte bzw. Objekte bevor sie sichtbar werden.
  • Bleibe stehen, wenn du liest
  • Lese immer nur einen Posten aufs Mal
  • ...
[feel free to post more algorithms into a comment]

AMRD
AMRD dient bei dieser Trainingsform als perfektes Feedback-System und führt dazu, dass der/die AthletIN ihre eigenen Muster besser lesen, interpretieren und letztlich auch beeinflussen kann.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Warum ist AMRD kein Erfolg?

Abb.1: So liest ein 'Sprinter'.
Abb.2. Müdigkeit kostet 49'
Abb.3. Umlegen der Routenwahl kostet 20'
Abb.4. Step by Step lesen kostet 50'
Abb.5. In der Gruppe (retrospektiv) laufen kostet 41'


Flaues Echo
Zugegeben: Vor einem Jahr dachte ich, AMRD würde die technisch-mentale Arbeit im Orientierunglauf revolutionieren. Der grosse Durchbruch ist bislang ausgeblieben.
Intressant, aber eine Spielerei und nicht ergiebig.
Ich war dort einfach müde.
Zwei Athletenfeedbacks.

Ein paar Hypothesen dazu
a) Karte lesen macht man einfach. Es wird von Grund auf nicht reflektiert und thematisiert. Wie, wann und was jemand liest wird als gegeben und unverrückbar angesehen.+ AMRD berührt damit eine zu fundamentale Ebene.++
b) Es ist ungewöhnlich 'in Kartenkontakten zu denken' und mentale Konzepte fokussieren dem entsprechend nicht auf Timing und 'Ökonomie der Kartenkontakte'.+++
c) Spitzenläufer haben eigentlich keine Zeit für fundamentale Überlegungen. Zugleich sind ihre bestehenden Konzepte schon so erfolgreich, dass kein Handlungsbedarf vorherrscht.
d) Die Handhabung der Methode ist zu kompliziert und erfordert Know-How. Die Resultate der Methode werden als unzuverlässig angesehen.++++

Andere Erklärungsansätze? Mikee? Jan? Baptiste? Thierry?


Ein paar Bemerkungen dazu:
+ Betrachtet man die unterschiedlichen Lesemuster im Schweizer Nationalkader, so fällt auf, dass die 'Sprinter' Hubmann (Abb.1.) und M.Kyburz auch auf der Langdistanz kaum längere Kartenkontakte zeigen. Möglicherweise sind sie im Unterschied zu anderen gewohnt, 'The Big Picture' zu sehen und/oder sie können schnell an-und absetzen. Beides ist u.U. trainierbar.
++ Es fällt mir immer wieder auf, wie Trainingsformen immer nur das Orientieren an sich thematisieren. Als Beispiel ein Training von Pavlo Ushkvarok im Gyllbergen
+++ Ich vermute, dass St.Thierry da nahe dran ist. Hierzu ein Zitat von Matthias Müller:
Im Nachhinein gesehen, war ich am Start nicht richtig locker, ich wollte mit der Brechstange laufen, nahm mir nicht genug Zeit fürs Orientieren und machte dementsprechend viele Fehler. Bei 5 30s, bei 7 fast zwei Minuten und bei 9 nochmal Eine! So kam es, dass mich am neunten Posten Thierry, der spätere überlegene Sieger, einholte. Ich wollte natürlich dranbleiben und von seinem hohen Tempo profitieren! Lustigerweise hatte ich ab da nie das Gefühl, total überfordert zu sein. Weder physisch noch technisch musste ich je abreissen lassen und hatte immer alles im Griff.
++++ Siehe dazu die Arbeit von Hans Jørgen Kvåle og Kim André Sveen: Hjelpemidler for O-teknisk analyse

Montag, 5. September 2011

AMRD: Beispiel Vorauswertung zum Schwerpunkt Timing (B.Rollier, Prepoulain)

Baptiste Rollier hat  im Vorfeld der diesjährigen WM  zielgerichtet mit AMRD (Automatische Erkennung von Kartenkontakten mehr) gearbeitet. Hier zeige ich ein Beispiel einer Auswertung mit dem Schwerpunkt Timing eines seiner Trainings im WM-Trainingslager  [Langdistanz, Prepoulain, Arith].
Dargestellt ist das Resultat der von mir vorgenommenen Vorauswertung, welche die Grundlage der eigentlichen Auswertung (Diskussion/Schlüsse) darstellt. Das Beispiel soll zeigen, wie mittels AMRD Anti-Flow, Quellen von Zeitverlusten und fehleranfällige Situationen einfach erkannt und reflektiert werden können.

Worauf achte ich dabei? - Ein flüssiges Lesen charakterisiert sich durch ein Fehlen erzwungener Kartenkontakte. Erzwungene KK lassen sich durch a) Ort b) Dauer und/oder c) Tempoverlust identifizieren. Erzwungene KK kommen im besseren Fall dann, wenn sie kommen müssen. Im schlechteren Fall werden sie selbst dann nicht ausgeführt :-P. Dem entsprechend suche ich neben erzwungenen Kartenkontakten auch nach unterlassenen (=auslösenden) Kartenkontakten.

Wie lese ich die Beispiele? - Die Dauer des einzelnen Kartenkontaktes ist auf der Karte farblich dargestellt. Auf der Karte unten ist die entsprechende Legende zu sehen. Das Spektrum reicht von kurzen Kartenkontakten (grün um 2 Sekunden) zu langen Kartenkontakten (rot, 10 Sekunden und mehr).  In Kombination mit dem GPS wird nicht nur Ort, sondern auch die räumliche Ausdehnung eines Kartenkontaktes dargestellt. So können z.B. lange Kartenkontakte mit und ohne bis zum Stillstand reichende Temporeduktion leicht identifiziert werden. (Siehe Posten 8)


Zuerst zur Übersicht das ganze Training.
Ein über weite Strecken souveränes Muster.

Und jetzt die m.E. intressanten Punkte (rote Kreise, nummeriert in Laufrichtung).
[Etwas spät dran?]

[Pkt.1 & 2:  Vorrausslesen von Posten 6. Dadurch Pkt.3 & 4 spät dran.]

[Zwei längere Stops am Attackpoint.]

[2,4,7 und 9 evtl. erzwungen. Passage Waldrand vor 11 bis 12 scheint nicht gut vorbereitet. Der Ort der Vorbereitung Route 13 nicht unbedingt ideal (zwischen 11 und 12). Wurzel des Fehlers evtl. in Region Pkt.1, wo Zeit für eine gute Vorbereitung vorhanden gewesen wäre.]

[2-4 evtl. erzwungen.]

Mittwoch, 8. Juni 2011

AMRD: Beispiele

Automated Map Reading Detection bildet die Grundlage zur Diskussion mit den Athleten über die Qualität von Konzepten, Kontrollpunkten im Gelände, Zeitverlusten beim Lesen sowie der Entstehung von Fehlern und Zeitverlusten. Ein paar Beispiele aus dem Traininglager der Schweizer Nationalkaders in Frankreich. Unkommentiert, aber mit Pfeilen auf geeingete Diskussionsansätze.(GPS-Route mit Kartenkontakten; grün= ca. 3s; gelb= ca. 5s; rot= 10s)













Donnerstag, 5. Mai 2011

AMRD: Kartentechnik im Sprint - ein Testlauf mit Angela Wild


Ergänzt 5.5.11
Im März habe ich für eine kleine Testserie zum Automatischen Erkennung von Kartenkontakten (AMRD) neun OL-Läufer verschiedener Erfahrungsstufen zu einem Sprint nach Glarus geladen (Einzelstart, Mit Nachtlampe, Posten 5cm Reflektorstreifen) u.a. die Schweizer B-Kader Athletin Angela Wild.


Abb.1. Kartenkontakte A.Wild, Testlauf AMRD (10.März, Nacht-Sprint, 2.7km, 16:48)

Angela läuft den Testlauf am schnellsten, gut 70 Sekunden schneller als der zweitbeste. Ihr Kartenlesebild hat ein paar aufschlussreiche Charakteristiken:
  1. Ihre gesamte Kartelesezeit ist nicht die kürzeste. Sie liest mit 11:18 gut 2/3 des Laufes Karte.
  2. Sie liest kürzer und dafür öfter als alle andern. 135 Kartenkontakte im Vergleich zu 88 zum Läufer der am zweihäufigsten liest.
  3. Ihre Kartenkontakte sind in der Regel kurz und sie unterbricht sie rechtzeitig um den Bodenkontakt nicht zu verlieren (12-13)
  4. Ihre Kartenkontakte beim Weglaufen sind kurz. d.h. sie hat den nächsten Posten vorbereitet (z.B. 15)
  5. Ihr Lauftempo beim Lesen ist höher als beim reinen Rennen (4:10/km vs. 4:26/km). Dies ist ein Hinweis auf ein gutes Timing. Sie nutzt läuferisch störungsfreie Passagen zum Lesen und durch ständiges Vorauslesen muss sie beim Karte lesen auch nie bremsen (Phänomen tritt gerne am Start oder nach Posten auf, wenn die Orientierung zum nächsten Posten noch nicht hergestellt ist) .
Zusammen ergibt das ein Bild eines sehr flüssigen Kartentimings geprägt von vielen relativ kurzen und gut verteilten Kartenkontakten. Abb.2. Detailvergleich Kartenlesen A.Wild (links), L1 (mitte), L2 (rechts)
Zur Veranschaulichung noch zwei weitere Testläufer zum Vergleich. Der L1 liest häufig auf den Posten hin nicht mehr Karte, dafür liesst er lange nach dem Posten. Er liest insgesamt am wenigsten Karte 10:00 von 17:57 (55%). Sein Lauftempo beim Kartenlesen ist tiefer als sein reines Lauftempo. Es scheint, er kommt immer wieder unter Lesedruck (vom Posten weg) und empfindet das Kartelesen darum als bremsend, liest darum immer nur soviel als nötig und kommt immer wieder unter Lesezwang. Das nicht-lesen im Anlauf auf die Posten interpretiere ich als 'Jetzt kann ich endlich mal Gas geben'.
L2 hat zwar Posten 15 schon vorbereitet und läuft darum ohne lesen vom Posten weg, die einfache Laufstrecke verleitet sie dann aber zu einem verheerenden Vorrauslesen. Sie überliest, kommt zu spät zurück und missinterpretiert die Situation (18:12, 11:20(62%)).

Montag, 28. Februar 2011

Automatische Erkennung von Kartenkontakten XI: Kennzahlen mit Quickroute

Ein kleiner Nacht-OL in der Nähe ist Anlass meinen neuen Prototyp für die Halterung des HOBO am Handgelenk und Quickroute für AMRD zu testen.
Abb.1. Halterung fürs HOBO [Softcast, Skibändel]

Galgener Nacht OL
Am 25.Februar 2011 Löliwald Hüllerich 1:7500, oberhalb Pfäffikon SZ. Veranstalter OLG Galgenen. Bahn lang. Traditionell viele und teilweise komplexe Schlaufen.

Halterung
Die neue Halterung mit Softcast und Skibändel (Abb.1.) wie eine Uhr getragen sitzt einwandfrei, ist angenehm und verrutscht nicht. Produktionsreif.


Kartenkontakte
  Abb.2. Position und Dauer der Kartenkontakte M.Lerjen Galgener Nacht OL 2011, Bahn lang.

Viele sehr kurze Posten verführen zu nicht-prospektiven Lesen. Meistens ist die reine Richtungsinformation ausreichend. Dadurch wenig lange (vorauslesende) und wenig ganz kurze (bestätigende/verfeinernde) Kartenkontakte. (Kennzahlen s.u.)

Posten 12 läuft man besser obenrum an. Der Posten ist nicht vorbereitet (Muster zu 11.) und der Kartenkontakt zu Beginn des Abschnittes ist mit 4 Sekunden zu kurz bzw. der Posten wurde offensichtlich nicht zu Ende gelesen. (Dies geschieht erst mit dem längeren Kartenkontakt auf dem Weg unten; ->Abreisser)


Quickroute Kennzahlen

Abb.3. Kennzahlen aus Quickroute (Screenshot QR V2.3 +Mapreading; Abschnittszeit, Lesezeit, Anteil Lesezeit, Anzahl Kartenkontakte, mittl. Dauer Kartenkontakt, mittlere Zeit bis zum nächsten Kartenkontakt, Geschwindigkeit während Kartenkontakt, Geschwindigkeit ohne Kartenkontakt ).

Auf 33 Minuten, 9 Minuten Karte lesen, 110 Kontakte mit einer mittleren Dauer von 4.9 Sekunden und kurze 12.6 Sekunden im Schnitt zwischen zwei Kartenkontakten.  Das mittlere Lauftempo mit und ohne Kartekontakt ist praktisch gleich hoch (zu erwarten, da ein grosser Anteil Kartenkontakten auf Wegen).

Abb.4. %uale Verteilung der Kartenkontakte nach Kontaktdauer. Häufung von mittleren Kartenkontakten  5- 10 S als Phänomen des Next-Step-Lesen. Prospektives Lesen hat wohl mehr ganz kurze und weniger mittlere. (Screenshot QR V2.3 +Mapreading).

Beurteilung
Die Perspektive an sich eignet sich gut um Wettkämpfe aus der Perspektive des Lese-Timing zu beurteilen. Für die Interpretation der Kennzahlen braucht es noch ein paar Erfahrungswerte mehr.

Montag, 24. Januar 2011

Automatische Erkennung von Kartenkontakten X: Quickroute!


Nachtrag: Die besagte Version ist noch inoffizell. Laut Mats wird es schon noch einen Moment dauern, bis Quickroute for Mapreading-Analysis offizialisiert wird.
Auf Anfrage eines französischen Teams, das sich ebenfalls mit der automatischen Aufzeichnung/Erkennung/Darstellung von Kartenkontakten beschäftigt, hat Mats Troeng, einer der Entwickler von Quickroute einige Erweiterungen am Programm vorgenommen.


Abb.1. Ansicht zur Auswertung von automatisch aufgezeichneten Kartenkontakten auf der neuen Version von Quickroute.

Neu steht ein breites Spektrum an Funktionalität und Statistik zur Auswertung von Kartenkontakten zur Verfügung. Die AMRD Methode von Michael Eglin gewinnt damit einen starken Partner auf der Auswertungsseite (siehe Abb.1.).

Nice to have
Die einzige Schwachstelle von QR im Zusammenhang mit der Auswertung von Kartenkontakten bleibt die schon in der Validierung der AMRD Methode mit HOBO Pendant G festgestellte fehlende Darstellung von Kartenkontakten bei statischer Position.

Dienstag, 18. Januar 2011

Automatische Erkennung von Kartenkontakten IX: Thierry G.

I have always believed that it is crucial to be able to handle both his mapreading frequency and the timing of it.
Thierry Gueorgiou, first worldclass runner using AMRD, personal communication 10th of January 2010.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Automatische Erkennung von Kartenkontakten VIII: How to trigger HOBO Pendant G outdoors

Triggering the HOBO Pendant G sometimes is a struggle. This is especially unuseful if you want to use it at a competition. You usually want to focus on anything else than getting a HOBO started. Learing the following this problem should be done.

Infrared blocks triggering
The HOBO Pendant G communicates by an infrared interface. As long as the logger gets any kind of infrared signal it is blocked to get triggered. In practice the HOBO can be triggered outdoors under cloudy conditions but not at sunny weather.

Reduce infrared radiation
To deblock you HOBO you need to reduce the income of IR-radiation (~sunlight) on the sensor (from both sides). Look for shade. Neither a waterproof marker nor tape seems to help here. I use a piece of bicycle tube.

Trigger it properly
Trigger the HOBO with a strong magnet at right edge marked red at the picture above. Wait until the red light blinked three times, the remove the magnet and wait another couple of seconds until the red light starts flashing fast. Ready to go.

Freitag, 19. November 2010

Automatische Erkennung von Kartenkontakten VII: Validierung

Konzept

Jetzt gehen wir einmal daran die Methode systematisch auf Herz und Nieren zu Prüfen. Dazu verwenden wir eine Testvorlage, die folgende Fragen beantworten soll:
1) Wie häufig kommt es zu einer fälschlichen Aufzeichnung eines Kartenkontaktes
2) Wie häufig werden Kartenkontakte fälschlicherweise nicht aufgezeichnet
3) Was für Faktoren beeinflussen die Qualität der Darstellung in Quickroute

Testlauf

Am 17.November 2010 wurde dazu ein Testlauf angelegt und durchgeführt. Er gliedert sich sich in die in Tabelle 1 dargestellten Phasen und wurde mittels der aufgeführten Methoden dokumentiert.

PhaseGPSHOBOKameraVoice Recorder
1)Kalibrierungxx--
2)Rennen ohne Kartexx--
3)Rennen querxxx-
4)Orientierungslaufxxxx
Tab.1. Phasen des Testlaufes und Sensoren/Logger


Sensoren/Logger


Abb.1. Positionierung der Sensoren/Logger: GPS und Kamera/Voicerecorder an einem Brustgurt. HOBO Beschleunigungsmesser am Handgelenk.

GPS
Zur Dokumentation der Position wurde ein GPS IgotU GT-120 an einem Brustgurt (Abb.1) befestigt und mitgeführt. Dieses wurde darauf konfiguriert, die Position im 1-Sekunden-Intervall abzuspeichern.

HOBO Beschleunigungsmesser
Der Beschleunigungsmesser wurde mit einer selbst erstellten Vorrichtung ans Armband der Armband-Uhr befestigt. Er wurde auf ein Aufzeichnungsintervall von 1/4-Sekunde konfiguriert.

Kamera/Voicerecorder
Zur Aufzeichnung des Geschehens rund um das Kartenlesen wurde ein Mobiltelefon mit eingebauter Videokamera (NOKIA 6120 Classic) ventral auf Brusthöhe befestigt. Das eingebaute Mikrophon wurde als Voicerecorder verwendet.

Phasen

Kalibrierung (00:00-00:50)
In der ersten Phase wirde eine Kalibrierung nach Lehrbuch durchgeführt. Rennend wird dabei die Karte über längere Zeit (min. 20 Sekunden) in Karteleseposition gehalten.

Rennen ohne Karte (00:50-20:00)
In der zweiten Phase wird gerannt auf Strassen, Wegen und Fusswegen. Flach, aufwärts, abwärts, langsam und schnell.

Rennen quer (20:00-38:00)
In der dritten Phase geht es dann ohne Karte weg von befestigten Wegen ins Gelände. Ebenfalls verschiedene Tempi werden gelaufen. Hoch, runter und flach. Da hier vermehrt Störungen erwartet werden wird diese Phase per Video aufgezeichnet.

Orientierungslauf (40:00-65:00)
In der vierten Phase wird schliesslich Orientierungslauf betrieben. Zusätzlich zur Videoaufnahme aus Brustperspektive, die einen direkten Blick auf die Kartenarbeit ermöglicht (Abb.2.) kommentiert der Testläufer seine Kartenarbeit auf die Tonspur der Videoaufnahme. Er beginnt seine Kartenkontakte mit einem "JA" und beendet sie mit einem "NEIN".

Abb.2. Screenshot Videokamera auf Brusthöhe während Kartenkontakt


Datenverarbeitung

Die Daten von GPS, Beschleunigungsmesser und Videokamera werden ausgelesen. Die Daten von GPS und Beschleunigungsmesser werden gemäss der AMRD Methode (Automated Map Reading Detection) kalibriert, zusammengeführt und in Quickroute dargestellt.

Resultate

Allgemein
Es zeigt sich, dass der Beschleunigungsmesser immer wieder leicht verrutscht. Dadurch muss der der Testlauf in zwei Teile unterteilt werden, die jeweils separat kalibriert werden müssen. Teil 1 fasst die Phasen 1 bis 3 zusammen. Teil 2 entspricht Phase 4.

Teil 1: Rennen ohne Karte

Abb.3. Auswertung Teil1: Kalibrierung, Rennen ohne Karte auf Wegen und im Gelände

Es kommt bei sechs Situationen zu falschen Kartenkontakten. Diese lassen sich in zwei Gruppen unterteilen.
1) Griff in den Jackensack (3x) [?Blick auf die Uhr?]
2) Sehr schnelles Rennen und abwärts Rennen mit starkem Armeinsatz auf Wegen (3x, Analog Zieleinlauf Venedig)

Dagegen kommt es beim Querlaufen ohne Karte zu keinerlei Fehlaufzeichnung. Denkbar ist, dass im Gelände der Armeinsatz moderater ist. Interpersonelle Unterschiede sind in diesem Test nicht berücksichtigt.
Während Fehler der Gruppe 1 (Jackensack) in OL Trainings und Wettkämpfen eher selten auftreten sollten, so sind Fehler der Gruppe 2 (Armschwung) jederzeit möglich und als Fehlerquelle zu erwarten. Bei detailierter Analyse zeigt sich allerdings, dass die durch Armschwung erziehlten kleinen Kartenlesewinkel nicht kleiner als 31 Grad sind. Unter Umständen würde ein herabsetzen des Grenzwertes Kartenlesewinkel das Problem lösen.

Teil 2: Orientierungslauf


Abb.4. Auswertung Teil 2: Orientierungslauf

Im Teil Orienterungslauf werden die Resultate der AMRD Methode (Beschleunigungsmesser) und Voicerecorder verglichen. Es zeigt sich, dass Mittels AMRD 65 von effektiv 66 Kartenkontakten dokumentiert und erkannt wurden. Kartenkontakte, die durch kurze Handby-Phasen unterbrochen wurden, sind AMRD zusammengenommen erfasst. Es wurden keine falschen Kartenkontakte aufgezeichnet.
Der nicht erfasste Kartenkontakt ist einer in einer Serie sehr kurzer flüchtiger Kartenkontakten. Er liegt vermutlich mit einem Kartelesewinkel von 45 Grad über dem Grenzwert.

Es ist zu beachten, dass im Test ein Drittel der effektiven Kartenkontakte nicht in Quickroute dargestellt werden. Dies geschieht zum Teil, wenn die Kartenkontakte zu wenig Distanz einnehmen, weil sie zu kurz sind oder im Stillstand erfolgen (Abb.5.). Ebenfalls nicht dargestellt werden sie, wenn für den Kartelese-Zeitpunkt keine richtige GPS Positionierung vorliegt (Springende Positionierung).

Abb.5. Screenshot Quickroute: Das Kartenlesewinkel-Profil unten zeigt an dieser Stelle zwei Kartenkontakte. In der grafischen Darstellung fehlen sie, da im Stillstand erfolgt (keine räumliche Ausdehnung).


Schlüsse

Sauber kalibriert ist die AMRD Methode sehr zuverlässig. Im Wettkampftest zeigt die Methode eine minimale Zahl von fehlenden und keine falschen Kartenkontakte. Es scheint, der Laufstil mit Kompass und Karte, sowie im Gelände verbessere die Qualität der Methode (Kompass wird unbewusst geschützt/eingedreht, Karte verlangt saubere Armführung, im Gelände werden die Hände eher vor dem Körper geführt um den Kopf vor kleinen Hindernissen abzuschirmen).

Grundsätzliche Bedingung ist allerdings eine nicht verrutschende Befestigung des Beschleunigungsmessers. Für eine befriedigende räumliche Positionierung der Kartenkontakte ist die Qualität der GPS Positionierung zentral. Das verwendete IgotU GT-120 taugt dazu nur bedingt. Bei einer Auswertung mit Quickroute darf nicht nur auf die kartografische Darstellung der Kartenkontakte abgestützt werden. Ebenso müssen 'versteckte' Kartenkontakte im 'Profil' (Abb.5. unten) berücksichtigt werden.
Als Fragezeichen bleibt die Anfälligkeit bezüglich interpersoneller Unterschiede in Laufstil und Lesetechnik. Diese Unterschiede sollen in einem weiteren Schritt untersucht werden.

Montag, 15. November 2010

Automated Map Reading Detection VI: Stadt OL Venedig: Permanentes Lesen

Abb.1.: GPS in Venedig: Forget it!


Ein weiterer Praxistest der AMRD-Methode nach Michael Eglin. Wie zu erwarten war, ist im derart engen und verwinkelten Labyrinth von Venedig keine vernünftige GPS Postionierung möglich (IgotU GT-120, Abb.1.), zumindest aber für eine quantitative Analyse reicht das HOBO alleweil (Abb.2).
Abb.2: Akkumulierte Kartenlesezeit über die Laufzeit Läufer L1 (313 Kontakte in 78 Min./71% der Laufzeit)
Man sieht schön, was Venedig ausmacht: Permanentes Detaillesen, kaum Vorladen und kaum Pausen (ausser nach einer halben Stunde Renndauer den Bogen um die Rialtobrücke).

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Weltcup Final Sprint Genéve- Bildserien


Note: This is a part of a series about automated map reading detection (translated by google translate)
Kartenlesen und Laufstil
Am diesjährigen Postfinance Sprint hatte ich den Auftrag eine neuralgische Ecke in der Altstadt von Genf zu sichern. Dabei hatte ich die Gelegenheit einen Teil der Finalisten live zu erleben und auch zu dokumentieren. Herausgekommen sind eine Reihe kurzer Serien, die die besten OL Läufer der Welt beim Rennen und Kartelesen zeigen. In Anlehnung zum Bereitschaftsmodus Standby nenne ich neu die Stellung, bei der die Karte lesebereit gehalten wird Handby [händ-bei].
Das Thema Laufstil, obwohl auch intressant, wir hier nicht kommentiert.

Daniel Hubmann
[Handby, die Hand ist schon bereit]




Carl Waaler Kaas
[direkt, zweihändig]




Matthias Müller
[traumwandlerisch]





Thierry Gueorgiou
[einhändig, Handby]




Matthias Merz
[einhändig]





Audun Weltzien
[Handby]




Dmitry Tsvetkov
[Kompass rechts, Karte links, Handby]




Andrey Khramov
[Kartekompass rechts, Handby]




Baptiste Rollier
[zweihändig, einhändig, Handby]




François Gonon


Jerker Lysell
[zweihändig]



Marcus Millegård
[zweihändig, einhändig]



Erik Rost
[zweihändig, einhändig]





Jarkko Huovila
[rechter Arm passiv]




Tuomas Tervo
[Handby]




Dana Brožková




Celine Dodin
[Handby, lässt Hand fallen, bleibt aber passiv]




Riina Kuuselo
[Handby]


Bettina Aebi



Brigitte Mühlemann



Lena Eliasson




Simone Niggli




Matthias Kyburz
[Lehrbuchmässig Handby bei kurzer Lesepause]




Jan Prochazka



Johann Runesson




Lars Skjeset und Olli-Markus Taivainen
[Taivainen fokussiert auf Skjeset]





Christian Mathys
[Vergleiche Oberschenkelwinkel mit Dodin u.a.]


o-zeugs over and out (late wc china finding)

Yes. Let the o-zeugs blog rest in peace. I´ll take it down eventually. And yes, I stumbled over the decisions of the Ethics Panel regarding ...