The map of the WOC 81 classic distance you get in this article
Seit der WM 81 sind 33 Jahre verstrichen, ein Drittel Jahrhundert, und seither war ich nie mehr in diesem Waldteil! Natürlich war ich gespannt, wie es dort heute aussieht. Umso überraschter war ich, dass der Wald im Teil, wo wir damals gestartet waren, noch fast gleich aussieht: offener, hochstämmiger Mischwald, der auch heute noch gut belaufbar ist. Auch scheinen die Wald- und Gemeindearbeiter hier die Wälder nicht rigoros mit Fahrstrassen zu erschliessen. Nur sehr wenige Wege wurden seither gebaut, und die meist an der Stelle der bestehenden.Dieter Hulliger
Wenn ich an Les Alpettes denke, so taucht in mir immer wieder das Bild der schindelgedeckten Häuser mit den aus dem Dach auslaufenden Kaminen auf. Diese Häuser, stehen immer noch am Weg zum damaligen und auch heutigen Startort. Ebenfalls prägend war der berauschende Ausblick auf den Genfersee vom höchsten Punkt der WM-Bahn. Diesen Blick konnten die WM-Läufer aber leider nicht geniessen: dichter Nebel lag damals dort oben! Das musste auch derjenige Helfer erleben, der sich hinsichtlich dieser Aussicht freiwillig für die Bewachung der eigens für die WM eingerichteten Funk-Relaisstation zuoberst auf Les Alpettes gemeldet hat. Er hat den ganzen Tag weder den Genfersee noch einen Läufer gesehen…
Zusammen mit Roland Hirter habe ich also damals die Bahnen gelegt. Und wie es früher an Weltmeisterschaften üblich war, versuchten auch wir unsere Bahnen ziemlich gestreckt und in einem eleganten Bogen vom Start zum Ziel zu führen. Schlaufen, Achter und Aneinanderreihen von kurzen Teilstrecken lag damals absolut nicht drin! Das Grundprinzip war Routenwahl auf möglichst allen Teilstrecken, höchstens ein paar Verschiebestrecken wurden toleriert. Eigentlich beabsichtigten wir, den Start etwas weiter oben zu machen um den ganzen nordseitigen Abhang von Les Alpettes zu nutzen. Da man aber die ursprünglich vorgesehene Wiese fürs Ziel nicht benutzen konnte, musste der Start nach unten verlegt werden. Die Bahnen wären sonst viel zu lang geworden. Besonders bei der Damenbahn hatten wir Probleme mit der vorgegebenen Laufzeit. Trotz meinen damaligen Laufvermögen konnte ich damals die gewünschte Siegerzeit im Test nur knapp erreichen. Da meinte Roland Hirter trocken: Annichen Kringstad läuft das dann schon – und so war es auch! Als Bemerkung zu meinem Laufvermögen sei erwähnt; dass ich mich damals problemlos für die WM qualifiziert hätte, bei der Selektion aber erklären musste, dass ich leider nicht teilnehmen könne; ich sei nämlich Bahnleger für die WM.
Zentralort der WM war Thun. Der Einzellauf wurde in Les Alpettes ausgetragen, die Staffel in Le Cernets bei Les Verrières. Das ergab ziemliche weite Fahrten. Diejenige nach Les Alpettes geschah per Bus. In den Jura fuhr man mit Zug und Bus. Damals war üblich, dass OL am Morgen stattfanden und nicht wie heute am Nachmittag-Abend, denn Direktübertragungen im Fernsehen gab es noch nicht, die Aufnahmen wurden meistens im Studio noch aufgearbeitet. Bei diesem Anfahrtsweg mussten die Läufer ziemlich früh aus den Federn, fast so früh wie die Postenmannschaften. Und für eine von diesen wurde der Tag dann besonders lang: man hat sie schlicht und einfach im Wald vergessen! Wie sie zurückkam, weiss ich auch nicht mehr. Und wenn
wir schon beim Vergessen sind: Ein weiteres Missgeschick passierte beim Verpflegungsposten. Hier bemerkte man das Fehlen der Trinkbecher erst kurz vor dem Eintreffen der ersten Läufern! Ein in der Nähe des Postens Campierender konnte dann mit seinen Bechern aushelfen…
Geheimhaltung des WM-Geländes war damals ein Muss. So wurde der Austragungsort erst am Abend vorher bekannt gegeben. Es wussten nur sehr wenige Eingeweihte im Voraus, wo die Läufe stattfanden. Die Geheimhaltung hat man so weit getrieben, dass nicht einmal die Holzfäller im Wald informiert wurden, und prompt krachte während des Wettkampfes ein Baum in der Nähe einer erschreckten Läuferin zu Boden. Am
Tag nach dem Einzellauf fand ein Nationaler OL im selben Wald statt. Wir mussten auch diese Bahnen legen. Da gab’s im Vorfeld schon etliche Posten anzuschauen und zu markieren. Ein Glück, dass damals noch nicht so viele Bahnen gelegt werden mussten wie das heute an Nationalen OL der Fall ist.
An ein Erlebnis, das ich beim Markieren der Posten hatte, erinnere ich mich noch besonders: Unterwegs traf ich einen Bauern an, der natürlich fragte, was ich denn da mache. Ich erklärte ihm, was OL ist. Er wollte die Karte sehen und zeigte mir darauf ohne zu zögern, wo wir uns befanden, wo er wohnte und andere Details – sicher hatte er noch nie eine OL-Karte in den Fingern gehabt!
Und wie habe ich den WM-Tag damals erlebt? Ich weiss noch, dass wir am Abend vorher in Gruyères ein (oder mehrere) Raclette gegessen hatten. Am andern Morgen mussten wir, wie die Wettkämpfer auch, natürlich früh aus den Federn und die Posten setzen oder die Postenmannschaften hinführen. Ich liess es mir nicht nehmen,
einen Testlauf der Herrenbahn zu machen. An jedem Posten habe ich noch die Postenmannschaft instruiert oder nötigenfalls umplatziert, wenn sie trotz Armeeblachen von weitem sichtbar waren oder eine der roten Mützen trugen, die unsere OL-Frauen gestrickt hatten und vor und an der WM verkauften! Jedenfalls lief ich die Strecke in einer nicht allzu schlechten Zeit, aber zum Trost der damals wegen meinem Verzicht enttäuschten Trainer, Weltmeister wäre ich damit nicht geworden. Gewonnen hat der über Jahre dominierende Norweger Oyvin Thon in einer fantastischen Zeit. Ich sehe ihn noch heute, wie er nach dem Start locker und elegant den Hang hinunter kurvte, als hätte er Ski an den Füssen.
Die Siegerzeiten in Les Alpettes entsprachen ziemlich genau den Vorgaben. Dies gelang uns dann beim Staffellauf nicht. Offensichtlich waren die Bahnen in Les Verrières zu lang und schwierig, oder die Norweger hatten, einmal mehr, am Vorabend ihren WM-Sieg zu sehr gefeiert….
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen