Dienstag, 28. August 2012

Finde 50 Unterschiede - Vom Entwurf zur Endform einer Sprintkarte

Im letzten Winter habe ich für das Schweizer Nationalkader eine Sprint-Karte des Gebietes der ETH Hönggerberg 'Science City' oberhalb Zürich aufgenommen. Das Gebiet ist vom Charakter her vergleichbar mit dem Gelände der Qualifikation im Sprint an den Weltmeisterschaften 2012 (EPFL Lausanne).

Ich habe mir gedacht, wenn die Karte zur WM Vorbereitung dienen soll, so soll die Kartierung auch einigermassen dem zu erwartenden entsprechen. So wollte ich die kartografischen Aspekte soweit wie möglich ausreizen und dazu konnte ich mit Thomas Gloor, Mitglied der  SOLV Kommission OL Karten, Mitglied der IOF Map Commission, Kartenkonsulent  mehrerer Weltmeisterschaften und Geschäftleiter OCAD einen sehr erfahrenen Kartenkonsulenten ins Boot holen. In diesem Artikel gebe ich wieder, was ich dabei so gelernt habe.

Ich habe mir gedacht, ich gebe hier die Karte ausschnittweise wieder und zwar zum Vergleich jeweils den ersten Entwurf und die Schlussfassung. Zuvor ein paar grundsätzliche Tips die speziell für das zeichnen von Sprintkarten gelten.

Grundsätzliches

  • Setze dich mit der Kartennorm ISSOM2007 auseinander
  • Setze dich vor allem mit den Zeichnungswerkzeugen von OCAD auseinander. Gerade für Sprintkarten mit vielen rechten Winkeln und parallelen Linien, sowie Linien, die von gerade und rechtwinklig in geschwungene Linien übergehen gibt es massgeschneiderte Werkzeuge. Dazu gibt es flankierende Tastenbefehle für das Fortsetzen einer Linie, Verfolgen einer anderen Linie und das Fortsetzen einer bestehenden Linie geradeaus oder im rechten Winkel zu dieser etc.
  • Zeichne von Anfang an sorgfälltig. Füge zusammenhängende Linien zusammen, fülle Flächen sauber aus. Lege übereinanderliegende Linien mittels 'verfolgen' übereinander. Arbeite, wenn nötig mit Hilfslinien.
  • Fordere deinen Kartenkonsulenten. Nutze seine Erfahrung.
  • Berücksichtige die Dimension der Objekte! Wenn zum Beispiel eine unpassierbare Mauer in einen kleinen Absatz übergeht, setze die Randlinie fort. Du vermeidest dabei kleinste Ecken, die die Karte unruhig machen. Dasselbe gilt für den Anschluss eines Weges an eine Treppe.
  • Ausnahmen bilden der Übergang von Zaun zu Randstein und von Mauer zu Brücke. Dort solltest du den Wechsel mit einer Lücke betonen.
  • Höhekurven auf Wegen und Strassen sind gerade. Bei Treppen werden Höhenkurven unterbrochen.
  • Höhenkurven in Gebäuden werden so gezeichnet, dass sie das Verständnis der generellen Geländeform unterstützen.

Kachelweise Gegenüberstellung

Kachel 1: Enwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Treppenwangen werden mit der Signatur Begrenzungslinie Gebäude gezeichnet.
  • Dasselbe betrifft die nicht passierbare Seite von Fahrrad-Unterständen
  • Versuche lose Baumgruppen zu generalisieren
  • Grosse Baustellen werden nicht mit der Signatur Vorübergehend gesperrtes Gebiet, sondern als Sperrgebiet gezeichnet. Dies mit demVorteil, dass  dahinter noch weitere Informationen dargestellt werden können.
  • Der Rand der Kartierung ist sinnvoll zu wählen.

Kachel 1: Endversion

Kachel 2: Entwurf und Verbesserungsvorschläge


  • Nur grosse, markante Bäume erhalten die Signatur Grosser Einzelbaum.

Kachel 2: Endversion

Kachel 3: Entwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Die Darstellungsmöglichkeit von überlagerten Laufebenen ist beschränkt. (Hier das unterirdische Garagensystem weglassen)
  • Einzelbäume die aus einer Dickung herausragen werden dargestellt. In einer Zwischenversion wurden die kleinen Bäume im 1er Dickicht mit einem weissen Rand freigestellt. Die wurde in der Endversion rückgänig gemacht.
  • Lege nahe beieinanderliegende Linien entweder zusammen oder dann weiter auseinander. (Siehe die Gebäude oben rechts)

Kachel 3: Endversion

Kachel 4: Entwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Die entscheidenden Durchgänge müssen betont klar dargestellt werden. Kartenaufnahme und Bahnlegung müssen hier zusammenarbeiten. Evtl. ist eine Detailinformation vor dem Lauf ins Auge zu fassen.
  • Die weissen 'Flärren' zur Darstellung der Bodenfläche von Einzelbäumen (Variante WOC 2006) werden nicht verwendet/empfohlen
  • Die Umsetzung der Signatur für Unterführung oder Tunnel in OCAD ist nicht absolut zufriedenstellend. Alternativ dazu können die einzelnen Punkte selber gesetzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Ecken der Unterführung mit einem Punkt gezeichnet werden.
  • Die Signatur für einen Durchgang (unten links) ist etwas klobig und kann fallweise weggelassen werden. 

Kachel 4: Endversion

Kachel 5: Entwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Signatur Grenz-oder Gedenkstein freistellen (Treppe mitte oben)
  • Treppen bestehen im Minimum aus drei Stufenstrichen (Absätze rechts oben).
  • Übergänge von Befestigte Fläche zu Wiese vorzugsweise mit Randlinie (Mitte unten)
  • Die Signatur wurde für das Labyrinth rechts angepasst.
  • Die undeutliche Vegetationsgrenze wird entsprechend ihrer Definition ISSOM2007 nicht zu Charakterisierung der Abgrenzung zwischen offenem und bewaldetem Gebiet verwendet.
  • Auf die Liniensignatur sehr starke Behinderung soll aufgrund der der optischen Nähe zur Liniensignatur unpassierbare Vegetation verzichtet werden.

Kachel 5: Endversion


Kachel 6: Entwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Zwar wurde in einem Entwurf der ISSOM diskutiert, für eine Mauerstufe (begehbares Gebäudedach in Bildmitte) eine separate Signatur einzuführen. Darauf wurde aber verzichtet. 

Kachel 6: Endversion

Oops, ein Fehler! :-P

Kachel 7: Entwurf und Verbesserungsvorschläge

  • Grosse Oliv-Flächen sind,wenn möglich, zu vermeiden. Stattdessen  sind z.B. nicht zugängliche Gebiete zumindest mit einem einen generalisierten Informationsgehalt auszustatten.

Kachel 7: Endversion

 

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